Am Anfang war das Wort. Diese Worte der Genesis ergeben ihren ganzen
Sinn auf der Insel der Schönheit, wo die ersten in korsischer Sprache
geschriebenen Texte erst um das 18. Jahrhundert erschienen sind.
Als Gesellschaft oraler Tradition, hat Korsika immer eine wahre
Leidenschaft für alle Formen des mündlichen Ausdrucks gezeigt. Dieser
Enthusiasmus findet seine schönste Form im Gesang, der schon immer dem
täglichen Leben einen Rhythmus verliehen hat.
Traditionell ist der Gesang in Korsika polyphon (wenn auch das Wort
"pulifunia" eine Neubildung ist). Er wird vom Vater auf den Sohn
weitergegeben. Diese Lieder erinnern an die Arbeit und das tägliche
Leben, das Exil, an Trennungen, an den Schrecken des Krieges von 14-18
oder nehmen literarische Texte auf, besonders Die göttliche Komödie von
Dante.
Jeder Augenblick, von der Geburt bis zum Tod, hat sein Lied, profan
oder sakral, und am häufigsten a cappella interpretiert. Einige, wie
die chjama è rispondi (wörtlich: Ruf und Antwort) bringen im
Wesentlichen das Improvisationstalent und die Schlagfertigkeit der
Sänger zur Geltung, die sich ansprechen und herausfordern, mit
geistreichen Bemerkungen wetteifern, die manchmal von verheerendem
Humor sind. Es handelt sich dabei um wahre Rededuelle, wobei der Inhalt
Vorrang vor der musikalischen Form hat, nahe am monotonen Gesang des
antiken Theaters.
Andere, wie die Paghjella,
die repräsentativste Form korsischen
Gesangs, bringen die menschliche Stimme voll zur Geltung, vermitteln
eine Emotion, die weit über Worte hinausgeht. Der Ursprung dieses
polyphonen Gesangs könnte vor-gregorianisch sein.
Die Paghjella, in
Form von achtsilbigen Sechszeilern zusammengesetzt, wird immer, trotz
ihrer Herkunft (paghju: Paar) dreistimmig interpretiert, oder vielmehr
in drei Tessituren, weil die Stimmen, vor allem der Bass, oft doppelt
besetzt sind, und es vier, fünf oder sechs Sänger sein können.
Die drei Stimmen setzen in fast unveränderlicher Form ein. Zuerst kommt
a seconda, die den Ton angibt und trägt, gefolgt und unterstützt von u
bassu – dem Bass – und bald kommt das hohe Gegen-Register von a terza
dazu - die dritte, die zur Ornamentierung der seconda mit Melismen
improvisiert (e riccucate ). Und wenn die Paghjella gut gesungen wird,
erscheint die "quintina", harmonisch entstanden aus der Fusion der
Grundnoten.
Zwei nennenswerte Ausnahmen von diesem Grundsatz: die Polyphonie "versu
aschese" (die Art, wie in Ascu gesungen wird) wie Sè tu passi, wo es
der Bass ist, der das Lied beginnt, und „versu de Tagliu“ (die Art von
Tagliu), wobei die Terza den Akkord markiert, ständig gestützt von dem
Bass, die Ornamentierung der Seconda überlassend. Dies ergibt die so
charakteristisch gehaltenen Harmonien.
Das Bild der in einem Halbkreis angeordneten Paghjella-Sänger, den Arm
manchmal auf die Schulter des Nachbarn gelegt, die Hand am Ohr (sei es,
um die anderen Sänger, oder um die eigene Stimme besser zu hören), ist
weltweit bekannt.
Ich erlaube mir, von Benedettu Sarocchi diese beiden Texte zur
Paghjella zu entleihen, gefunden auf der Seite paghjella.com :
"Die Paghjella ist eine der traditionellen Formen der Polyphonie. Dies ist der Festgesang schlechthin, denn man singt ihn bei allen festlichen Veranstaltungen (Patronatsfeste, Bankette, Hochzeiten…) Die Paghjella ist nicht zu verwechseln mit anderen Formen der Polyphonie, die von dem Gesangsstil inspiriert sind, wie "Terzetti" oder "Terzine" (elfsilbige Terzinen, am häufigsten in toskanisch verfasst), die "madricali" (Liebeslieder der Toskana mit ebenfalls freier Metrik) und vor allem der religiöse Gesang aus der römischen Liturgie, meist in Latein, manchmal auch "messa in paghjella" (Paghjella-Messe) genannt. Es handelt sich um eine weltliche Dichtung, bestehend aus achtsilbigen Sechszeilern, einige meinen, dass es sich eher um drei 16-silbige handelt".
Beispiel einer
Paghjella :
Què sò voci muntagnole /
Spurgulate di cannella
Beienu tutte le mani /
L’acqua di la funtanella
A’ lu frescu di lu fovu
/ ‘Ntonanu la so paghjella.
Übersetzung:
Aus klarer Kehle hört man hier
Die Stimmen der Bergbewohner
An jedem Morgen trinken sie
Das Wasser aus frischer Quelle
In des Buchenwaldes Kühle
stimmen sie die Paghjella an.
Die
poetischen Themen sind sehr vielfältig. Es gibt meines Wissens kein
verbotenes Thema. Die Paghjella kann sowohl auf gehobenem poetischem
Niveau sein, als auch manchmal auf sehr niedrigem, sie kann bei derben
Texten sogar vulgär sein.
Es ist interessant festzustellen, dass
der hohe poetische Stil des Toskanischen (in der literarischen
Sprache), der in der traditionellen Dichtung vorhanden ist, in der
Paghjella praktisch fehlt.
Diese Gedichte, die Grundlage der
Paghjelle sind, werden durch mündliche Überlieferung vermittelt und
meist direkt von Sänger an Sänger weitergegeben.
Die Paghjella in Form von improvisierter Dichtung ist selten oder sogar
nicht vorhanden.
Man
muss glauben, dass jemand eine Paghjella erfindet und dass diese weiter
getragen und manchmal von anderen verändert wird, was darauf schließen
lässt, dass man es in vielen Fällen mit einer "populären
Wiederaneignung" des Werkes zu tun hat, die daher eine
gemeinschaftliche
Schöpfung wird. Bei der Musik der Paghjella handelt es sich im
Wesentlichen um ein Lied für drei Stimmen. Die siconda (oder seconda)
ist die wichtigste Melodiestimme, die das Lied beginnt und zu der die
anderen Stimmen hinzukommen: Der Bass (u bassu), die tiefe, harmonische
Stimme, oft als kontinuierliches Summen; er kann verdoppelt oder
verdreifacht sein (was erklärt, dass oft 4 oder 5 Sänger eine Paghjella
singen) und die Terza (was man als "Terz“, aber auch als „dritte“
übersetzen kann), die gleichzeitig melodische und harmonische hohe
Stimme, die den Akkord ergänzt, aber auch durch Melismen (schnelle
Schnörkel, genannt rivucate) einige Passagen des Gesangs verschönert.
Das besagt, dass die überlieferte Paghjella zu dritt gesungen wurde.
Im
Prinzip ist die Harmonie der Paghjella festgelegt und vorgegeben,
während die Melodie und die Melismen der Siconda und Terza improvisiert
werden (oder zumindest sängerspezifisch sind), wobei selbstverständlich
eine allgemeine Harmonie des Stückes bleibt, wie etwa bei einer
Jazz-Phrasierung.
Es versteht sich von selbst, dass es die
Paghjella vor dem gleichmäßigen Temperament gab (dem System, dass die
Tonleiter in 12 Halbtöne teilt, anfänglich aus eher praktischen als
ästhetischen Gründen, wie beispielsweise die Tastatur eines Klaviers);
was zur Konsequenz hatte, dass die "wahre" Paghjella, die unserer
Alten, häufig eine Tonleiter verwendete, die für westliche Ohren
mikrotonal erscheint, und die mehr oder weniger zwischen Dur und Moll
fluktuiert (oft mit dem Einsatz einer natürlichen Terz).
Eine
„gelungene“ Paghjella muss die stimmliche Eigenheit der Sänger und den
harmonischen Zusammenhalt, ihre Stimmen mit denen der anderen zu
mischen, vereinen. Man könnte ebenso gut sagen, die perfekte Paghjella
ist ein nie erreichtes Ideal.
Bei einer „gelungenen“ Paghjella
kommen Harmonien hervor, zusätzliche Töne, als die von den Sängern
selbst erzeugten, und es entsteht der Eindruck einer größeren Zahl von
Gesangsteilnehmern.
Aus Gründen der Tessitur ist die Paghjella
eher ein Männergesang; wie der Voceru (von Klageweibern improvisiertes
Totenlied) und die Nanna (Wiegenlied) überwiegend von Frauen gesungen
werden.
Ein letzter Punkt: der Paghjella-Sänger hält oft die Hand
an sein Ohr. Das hat den Zweck, einen natürlichen Rückhall zu haben,
der es ihm erlaubt, seine eigene Lautstärke im Vergleich zu den anderen
Sängern zu variieren und vor allem sich nicht heiser zu schreien.
Benedettu Sarocchi
Bei den traditionellen Liedern wie bei den
neuen Kompositionen, finden wir im Wesentlichen die gleichen Themen.
Die wichtigsten Themen sind:
- die Arbeit, vor allem mit Landwirtschaft und Vieh :
A Tribbiera, A
Muntagnera...
- der Krieg und seine Dramen:
U Colombu, S'è tu passi,
E Sette galere, A Violetta, L'Impiccati, Sottu à lu ponte...
- das Exil, die Trennung, der Gefängnisaufenthalt:
Barbara Furtuna, U fattore, Lettera à Mamma,
Terzetti di Sermanu, und verschiedene lamenti der Banditen
- Tod und Erinnerung:
Paghjella di Tagliu,
Sumiglia, L'ombra murtulaghju, L'Anniversariu di Minetta
- die Liebe:
Eramu in campu,
Serinatu, A me Brunetta
- die Kindheit, insbesondere Wiegenlieder, die sehr oft
einen dramatischen Klang haben:
O ciucciarella, Sottu à
lu ponte...
- die Verbundenheit mit der korsischen Heimat:
Lamentu di Cursichella,
Sò l'omu, Sumiglia, A l'acula di Cintu, Santa R'ghjina...
So
wie jedoch das Bild der korsischen, schwarz gekleideten Frau auf eine
neuere Tradition verweist, die Kostüme waren oft sehr bunt, so ist
unsere Vorstellung von heute etwas verzerrt. Viele Lieder sind in
Vergessenheit geraten und es bleibt fast keine Spur von ihnen. Daher
spiegelt die zeitgenössische Vorstellung eines zwangsläufig strengen
Gesangs nicht die Vielfalt des korsischen Gesang bis ins neunzehnte
Jahrhundert wider, wo man A Pistera (Gesang des Kastanien-Dreschens),
die Currenti (Lieder des Hofs), die Canti à spassu
(Unterhaltungslieder), die Scherzi (Satiren), die Brindisi
(Trinksprüche), die Filastrocche (Abzählverse), die Chjam'è rispondi
kannte, ganz abgesehen von den Wahlliedern (Canti d'elezioni)...
Auch
die Frauen sangen bei allen Gelegenheiten im Leben: Nanne, Voceri,
Lamenti, und sogar Chjam'è rispondi. In den letzten Jahren haben
Gruppen wie Nouvelles Polyphonies Corses, Soledonna,
Donnisulana, Anghjula Dea und
Donni di l'esiliu die Paghjella zum Einsatz gebracht und unterlaufen
die übliche Praxis.
Die
Abendsonne
beleuchtet das an einem Felsvorsprung auf den Hügeln über dem Meer
gelegene
Dorf Pigna in der Balagne. Aus dem Hintereingang zur Bühne des
Auditoriums dringen Laute,
die an den klagen den
Ton eines Greifvogels über den Bergen erinnern.
Stimmprobe der Gruppe „A Filetta" vor ihrem Auftritt.
A Filetta (das
sind Jean-Claude
Acquaviva, Jean
Antonelli, Jose Filippi, Jean-Luc Geronimi Paul Giansily, Jean
Sicurani,
Maxime Vuillamier und Valerie Salducci) wurde
1978 gegründet und
ist eine der wenigen
korsischen,
polyphonen
Gesangsgruppen, die von
ihrer Musik leben
können.
Die meisten Gruppen proben
und singen in ihrer Freizeit. Es gibt über 100 polyphone
Gruppen auf
Korsika, traditionell eine Männerdomäne, in die aber mittlerweile auch
einige
Frauengruppen einbrechen konnten.
Der polyphone Gesang ist nicht der
einzige
traditionelle korsische Musikstil, aber der am weitesten verbreitete
und der
mit Abstand kraftvollste.
Polyphonie
bedeutet Mehrstimmigkeit, zu der drei bis acht Stimmen in
unterschiedlichen
Lagen beitragen.
Die meisten polyphonen
Gesangsgruppen bestehen aus fünf
oder sechs Sängern und singen „a capella"
(ohne instrumentale Begleitung). Die Geschichte der korsischen
Polyphonie liegt
völlig im Dunkeln. Gesangstechnik und
Lieder wurden innerhalb der Familie oder Dorfgemeinschaft von
Generation zu
Generation weitergegeben, ohne dass sie je dokumentiert worden wären.
Wie bei Geschichten
und Legenden, handelt es sich um eine
ausschließlich
orale Tradition. Vermutlich
stellt sie eine Mischung aus musikalischen Traditionen des gesamten
westlichen
Mittelmeerraumes dar. Anklänge an spanische und arabische Musik sind
unverkennbar.
In der Regel wird auf Korsisch gesungen,
manche Stücke, die auf kirchlichen Themen oder Legenden basieren, haben
lateinische
Texte und klingen bisweilen wie gregorianischer
Choral.
Während die Sänger noch mit dem
Umziehen und der Stimmprobe
beschäftigt sind,
füllt sich der Saal des Auditoriums von der
Straßenseite her. Erst langsam gewöhnen sich
die Augen an den kaum erleuchteten
Raum mit seinen dunklen, unverputzten und hohen Mauern,
an denen kleine
Ziernischen angebracht sind, die wie Schießscharten aussehen. Ein
runder
schwacher Lichtkreis erhellt die Mitte der tief unten liegenden Bühne.
Die etwa
100 Sitzplätze
steigen steil von der Bühne
zum oben liegenden Eingang des außergewöhnlichen
Konzertsaals an.
Die
Konzertbesucher
sind vorwiegend Korsen,
manche kommen von weit her aus anderen Teilen der Insel. Familien mit
Kindern und Säuglingen sind gekommen, ebenso
wie alte Männer und Frauen aus der
Nachbarschaft Die Sitzplätze
reichen bei weitem nicht aus, aber
Tickets werden so viele verkauft wie Leute kommen. Die Stufen an den
beiden
Außenwänden bieten weitere Sitzgelegenheiten, und manche Besucher
bleiben auf der
Empore am Eingang stehen.
Sechs schwarz gekleidete Männer
betreten
die Bühne, der Scheinwerferstrahl wird stärker, taucht die Sänger in
gleißendes
Licht und wirft den Rest des Raumes in undurchdringliche Finsternis.
Die
Männer bilden einen engen Halbkreis, ihre Oberkörper sind leicht nach
vorne
gebeugt, eine Hand schützt ein Ohr vor der Stimme des nimmt
den Part des Comediante,
eines Schauspielers, der mit seiner Stimme und
teilweise heftigen Bewegungen des Oberkörpers den Liedern textlich und
durch
die Spannung in der Stimme ihre Dynamik verleiht.
Die anderen Sänger steuern das feste klangliche
Gerüst bei, in Tonlagen von Bass bis Kontratenor.
Manchmal geben diese
Stimmen nur einen Rhythmus oder einen Dauerton, dann treten sie aus dem
Stirnmengewirr
plötzlich hervor und übernehmen - solo oder zusammen mit de
mComediante - Melodie- und
Textabschnitte. Durch
ein gezieltes Vor- und Zurückwippen
des Oberkörpers steuern die Sänger den Einfluss ihrer Stimme in den
Gesamtklangkörper
der Stimmmischung. Bei manchen
Liedern
stehen die Männer sehr dicht zusammen, schließen den
Halbkreis beinahe
und fassen mit dem freien Arm um den Rücken
des Nachbarn. Auch wenn es dem Zuhörer vielleicht zuerst
nicht so vorkommen
mag - alle Lieder sind streng durchkomponiert
und haben kaum Improvisationselemente. Dies stellt den
polyphonen
Gesang Korsikas, der eigentlich eine „Volksmusik" im ursprünglichen
Sinn des Wortes ist, auf eine Stufe mit klassischer Kunstmusik.
Ein Konzert von A
Filetta dauert nur etwa 45 Minuten. Es ist aus vier Kernblöcken
aufgebaut. Die ersten drei bestehen jeweils aus drei Liedern und
dauern ungefähr 13-14 Minuten pro Block. Der vierte Block
(Schlussblock) ist sehr kurz und dauert nur etwa 3-5 Minuten. Zwischen
den Blöcken erklärt Jean-Claude Acquaviva den Inhalt der
vorausgegangenen und/oder der nachfolgenden Stücke und erzählt etwas
zu ihrem Hintergrund. Die korsischen Ausführungen übersetzt er in der
Regel auch ins Französische.
Mit wenigen Ausnahmen sind A Filettas Stücke selbst komponiert, die
meisten von Jean-Claude Acquaviva, der sowohl die Texte schreibt als
auch die Musik komponiert. Die Lieder, die bei einem Konzert zu hören
sind, gehören zwei verschiedenen Kategorien an. Das eine sind die
religiösen Gesänge, in denen es oft um Tod und Trauer geht. Auch wenn
so manches Kyrie nach einem traditionellen Lied klingt, sind viele der
religiösen Lieder Neukompositionen. Die zweite Kategorie sind die
weltlichen Lieder, die auch als Paghjella bezeichnet werden. Sie können
von allen Themen des Alltags handeln, die emotional stark besetzt sind,
und die über den Gesang direkter umgesetzt werden können als über das
gesprochene Wort. Die Paghjella ist für Improvisationen offener als
der religiöse Gesang, aber Gruppen wie A Filetta neigen dazu, auch die
Paghjella-Stücke in einer klar durchkomponierten Linie zu präsentieren,
an der lange gearbeitet werden muss, bis sie zusammenpasst und
natürlich klingt.
Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, kann sich den schönen und
sensiblen Film „A Filetta, Voix Corses" des Regisseurs Don Kent
ansehen, den dieser in den Jahren 2000 und 2001 drehte, als er die
Gruppe A Filetta eine Zeit lang begleitete.
Polyphone korsische Musik hat vor allem seit den 1970er Jahren eine
starke Wiederbelebung erfahren. Diese stand im Zusammenhang mit der
politischen Situation auf Korsika und der Rückbesinnung auf die
korsische Kultur. Diese Musik hatte (und hat manchmal noch immer) auch
eine politische Dimension, da der weltliche Teil der Lieder (die
Paghjella) textlich frei zu gestalten ist und auch politische
Botschaften transportieren kann. Gruppen wie A Filetta gelang es jedoch
weitgehend zu verhindern, dass die Musik für politische Zwecke
missbraucht wurde oder ins Folkloristische abrutschte.
„I had the impression of hearing a voice from the entrails of the
earth. Song from the beginning of the world." (Es kam mir so vor als
würde ich eine Stimme aus den Eingeweiden der Erde hören. Ein Gesang
wie am Ursprung der Weltentstehung.), sagte Dorothy Carrington
treffend, nachdem sie an Weihnachten in einer Kapelle im Fiumorbo
polyphonen Gesang gehört hatte. Und kaum jemand, der auf Korsika die
Gelegenheit hat, dem Konzert einer guten polyphonen Gruppe zu
lauschen, wird einen leisen Schauer vermeiden können, der einem über
den Rücken läuft. Die Musik ist wie eine Urgewalt und wirkt bisweilen,
als würde sie über dem Zuschauerraum schweben, losgelöst von den
menschlichen Kehlen, die diese Laute produzieren. Polyphone Musik
beschreibt Korsika, seine Landschaft und Kultur vielleicht besser als
jedes geschriebene Wort es kann.
Aus "Reise Know-how
Korsika“ von Wolfgang Kathe
Eine Eintragung der „Canti in Paghjelle“ als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO würde, über die Anerkennung hinaus, die Schaffung von Orten des Austauschs und der Weitergabe ermöglichen.
Letzte Zielgerade für den Sänger Petru Guelfucci, seine Frau Michele und all diejenigen, die seit vielen Jahren für die Aufnahme der korsischen Polyphonie in das Weltkulturerbe der UNESCO gekämpft haben. Ende September wird ein Kandidaturdokument an die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur eingereicht werden, damit die traditionellen Lieder unserer Dörfer in eine Sofortschutz-Liste eingefügt werden.
Sébastien Pisani
und :
Und, im noch mehr über die korsische Lied zu lernen, werden Sie auf der nächsten Seite kurz im Jahr 2007 von einem jungen österreichischen Studenten vorgelegt finden, Margarethe Hlawa im Master of Arts an der Universität Mozarteum in Salzburg.
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