Letzte Aktualisierung der Website : 6. März, 2011
DIE
GRUPPE
Die
1992 gegründete Gruppe hat, wie viele andere, das kulturelle und
einheitliche Wesen geerbt, das durch die Jahre des “Riacquistu”
rehabilitiert wurde.
1999 betraten sie den Kreis der Großen mit ihrem ersten Album “I soli ciuttati”.
Die Musik und der Gesang sind Ausdruck einer gemeinsamen Leidenschaft.
Ende 2003 (vom 23. November bis 6. Dezember) nahmen sie ihr zweites Album auf, „Cilva“.
Erstes Album "I soli ciuttati" (1999)
Als Höter einer alt überlieferten kulturellen Tradition, bekennen sie
sich zu ihr und sublimieren sie. Sie möchten diese Traditionen
weitergeben, teilen und bewahren, wobei sie beispielsweise
traditionelle Instrumente wie A cetera und A pivana benutzen, aber sie
fühlen sich nicht darin gefangen. Sie formen die Tradition
gleichermaßen, wie diese sie formt. Sie sagen gern, dass ihre Tradition
nicht erstarrt ist ist, sondern im Gegenteil lebendig, in Entwicklung,
in Bewegung. Die Klänge, geschäpft aus Quellen mediterraner Einflüsse, überraschen und sprechen an. Akustisch mit aller Finesse, ohne diese zu
überfrachten, ist ihre Musik gewachsen. Sie ist völlig atypisch im
musikalischen Universum der Insel.
Hinter den Akkorden, hinter den
Harmonien, spürt man die Entwicklung der Gruppe. Jede Note ist
abgewögt, berechnet, erarbeitet. Der Insider hört diese Arbeit und
wärdigt sie, der Laie lässt sich einfach von der Alchemie der Klänge
tragen.
Auf der Bühne entsteht eine Gemeinschaft. Die Freude, die
sie dabei haben, zusammen zu spielen ist quasi greifbar. Die Energie
fließt. Die Kraft, die diese Gruppe freisetzt, die aus einer anderen
Form der Harmonie ausgeht, strömt in den Saal und erfüllt den
Betrachter mit Emotionen.
(Text übermittelt von Jean-François Vega)
Das zweite Album der Gruppe ALBA, "CILVA", aufgenommen in Pigna vom 23.
November bis 6. Dezember 2003 und veröffentlicht im ... Dezember 2005,
ruft die Vorstellung einer imaginären Stadt hervor.
Dieses Album ist das Ergebnis von vier Jahren Arbeit, des Ausprobierens, vokalen und instrumentalen Fortschritts.
Nachdem
sie ihre Musik bei den verschiedenen kulturellen Veranstaltungen der
Insel (besonders bei den Rencontres Polyphoniques de Calvi und dem
Festival du Vent) eingeübt haben, präsentieren diese jungen Künstler
eine zeitlose Musik, die in ihren Ursprüngen verwurzelt, und dennoch
fest in ihrer Epoche verankert, entschlossen auf die Zukunft
ausgerichtet ist.
Die Polyphonien und traditionellen Instrumente
Cetera, Violine, Flöte, mischen sich mit der Klarinette, der
Bassklarinette, dem Akkordeon, der Bassgitarre und dem Schlagzeug.
Einschönes Beispiel von Sublimierung der Tradition.
Auszug aus der Präsentation auf der Website:
Cilva (das Album)Cilva*:
Die Stadt, die sich jenseits des Spiegels befindet. Lebensabschnitte,
ungeschminkt, in ihrer kalten, harten Realität. Das ist es, was Cilva
eher zu einer universellen als zu einer imaginären Stadt macht.
Jeder
hat sein eigenes Cilva. Für den einen wird es der Raum sein, in dem er
eingesperrt bleibt. Für den anderen, die gemütliche Welt eines Kaffees
zur Cocktail-Stunde. Für einen Dritten wird es die Straße sein, in der
er aufgewachsen ist...
ALBA beschreibt uns Momente, die jeder
von uns eines Tages erleben und kennen lernen kann, alltägliche
Augenblicke, die trivial erscheinen können, die aber die Musik erhaben
machen kann, die sie in die rechte Perspektive rückt und ihnen Tiefe
gibt. Der kleinste, der einfachste dieser Lebensmomente ist Täger
einer wichtigen, die meiste Zeit verborgenen Lektion, und bringt
manchmal eine Erleuchtung zum Vorschein, die allem einen Sinn gibt. Die
Musik ist der Vektor dieser Entstehung, dieses Bewusstwerdens der
Lektionen des Lebens. Das macht jeden dieser Momente, jede dieser
Aussagen, gleichzeitig zu einem Träger seiner extremen Singularität,
wie auch seiner starken Universalität.
Auf dieser Platte bilden
Lieder und Musik eine Einheit, die eine Selbstmitteilung ist. Aus
diesem Grund findet man mehrere Leseebenen, die es poetischen Seelen
erlaubt, zwischen den Zeilen zu lesen, Musikern, zwischen den Noten zu
hören und die Verbindungen zwischen den Liedern zu identifizieren, ohne
dabei das wenig sachkundige Publikum beiseite zu lassen, das durch die
Melodien und die Vielfalt der Stilrichtungen berührt wird, von Balladen
bis hin zur Stammesmusik!
NEU!
Die Liedtexte !
1 Bianchineru – Weiß und Schwarz
Weiß und Schwarz wie Licht und Schatten, sich abläsend, aufläsend und
erneuernd im Kreislauf der Gegensütze – Wirkliches trifft auf
Unwirkliches – auf der Schwelle entstehen Ungewissheit und Zwiespalt,
zwischen dem Hier und dem Anderswo, dem Gestern und dem Heute, dem Sein
und dem Werden… und sie verschmelzen, werden eins: schwarz-weiß
2 LUNI santu - Montag der Karwoche
3 Alba - Morgendämmerung
Der Horizont ist ungeteilt; der kühle Tau der Morgendämmerung hat die
Natur geweckt und streift das Blattwerk der Macchia wie auch die
Gesichter der Bewohner der Stadt - im noch zügernden Tageslicht taucht
sie auf, Cilva, geschützt durch ihre Mauern aus Granit, inmitten von
Gischt und Strömungen, den launischen Winden ausgeliefert, die niemals
aufhören und das Gemurmel der Strassen zu uns tragen – auch der
Besucher bleibt nicht unberührt von ihrem Leben, mit allem, was sie an
Liebenswertem bietet – dabei wirkt vieles herausgeputzt, fast schrill
und kann doch die Hässlichkeit nicht verbergen, die überall
sichtbar ist: im Winkel der Gasse, im abgestumpften Blick der
Einheimischen, der die Unzufriedenheit über Widerspräche und Zweifel
ihres Lebens offenbart
4. Ecco bella - Du Schöne (trad.)
Sieh wie schön du bist, Du Schöne meines Herzens
Ich schicke dir meine Liebe
Von ganzem Herzen schenke ich Dir mein Gefühl
Von ganzem Herzen
Weil ich Dich verehre, Du meine Schöne
Ich verehre Dich und hege große Hoffnung
Auf dich hoffen - welche Freude
Auf Dich hoffen - welch Trost in meiner Qual
Jederzeit sehne ich mich danach, glücklich zu sein,
Immer das gleiche Schicksal zu genießen
5 Gocciule d’amore - Tropfen der Liebe
Einer roten Rose Dorn sticht mir ins Herz - blutige Tropfen entbrannter
Liebe – flüchtige Begegnungen wecken Sehnsucht und Verlangen – Du meine
wunderschöne Blume voller Liebreiz, frisch gepflückt und so verwirrend,
dein Liebespfeil durchbohrt mich, haucht mir neues Leben ein – ich
fühle mich stark und schwach zugleich, zügellos und gefangen wie der
Sklave einer trägerischen Liebe, die keine Chance hat – so stehe ich
da, allein, und weiß doch, dass ich alles versuchen werde, ihr zu
begegnen, gleich was geschieht …
6 MARTI santu - Dienstag der Karwoche
7 Cilvia pisiva - Bedrü�ckendes Cilva
Ich durchsteife die Pfade der Hägel, die Cilva umgeben, erfreue mich am
silbernen Blätterlabyrinth der Macchia und werde nicht müde, ihr Bild
von oben zu betrachten, wie sie sich am schäumenden Meer festklammert,
hier, wo doch die Berghirten verwurzelt sind – wie ich sie liebe,
Cilva! – Und dennoch beschleicht mich ein Gefühl des Ekels; ich möchte
davonlaufen, vor der Ungerechtigkeit und Falschheit, die sich breit
machen, vor der Bühne mit der schönen Fassade einer Gesellschaft, die
dahinsiecht und von innen her verfault – die Gefühle von Liebe und
Verachtung erfüllen und erschüttern mich mit ihren Widerspröchen – ach,
könnte ich mich doch dem Wind anvertrauen und mich über alle Mauern und
Fesseln erheben…
8 MARCURI santu - Mittwoch der Karwoche
9 A Perula d’Oriente - Perle des Orients
Ein neuer Tag bricht an, die Stadt Cilva erwacht – sie erhebt sich vor
ihrem weiten eindrucksvollen Horizont im Einklang mit dem sanften
Schlag der Wellen – still und friedlich liegt sie da – inmitten dieser
Beschaulichkeit, von den Blicken abgeschirmt, eine Perle des Orients in
voller Blüte ihrer Jugend, erstrahlend in ihrer fesselnden und
berührenden maurischen Schönheit – auch heute wieder überkommt ihn
Hoffnung – der Wunsch, aufzubrechen, um den heiligen Bund der Liebe zu
schließen – doch die Religionen entfernen die Menschen voneinander –
und an diesem Morgen ändert sich der Lauf der Geschichte – ein
Dolchstoß ihres Vaters hat sie getötet
10 Ghjovi santu - Gründonnerstag
11 Anima - Seele
Seele, wie ein Windstoss fegst du durch meine Herzenswünsche und überfüllst mich dann mit deinen Hasstiraden …
Seele, wie der Himmel lässt du alle Sterne glänzen und höltst mir dann den schweren Spiegel meines Größenwahns vor….
Seele, wie der Fluss drängst du überschäumend auf die Möndung zu und raffst hinweg, was an deinen Ufern erblöht…
Seele, wie die Erde bist du ein Schmelztiegel, in dem du alles
Außergewöhnliche birgst; du bist Liebe und Trönen - und der Tempel des
Zauderns…
12 Vennari santu - Karfreitag
13 A mane arresu - Vom Morgen besiegt
Im aufflammenden Morgenrot geraten die Herumtreiber und Nachtschwörmer
bei ihren letzten Ausschweifungen in Verlegenheit – der beginnende Tag
setzt ihren lasterhaften Genüssen ein Ende – liebe Gefährten der
zerschlagenen Träume – ich begreife den Schmerz in euren Eingeweiden
und die Widersprächlichkeiten des Lebens – doch über diesem rauchenden
Scherbenhaufen der zweifelhaften Vergnögungen sehe ich plötzlich nur
noch dich am Himmel - mit deinen leuchtenden Strahlen - begleitet vom
Echo deiner ewigen Melodie, in die ich gemeinsam mit dir, du
Einzigartige, einstimme…
14 Sabbatu santu – Karsamstag
15 (Requiem (trad.)
Ewige Ruhe gib ihnen, Herr,
Und ewiges Licht leuchte ihnen.
Dir gebührt Lobgesang, Gott, in Zion,
Und Anbetung soll dir werden in Jerusalem.
Erhöre mein Gebet, Herr,
Zu dir kommt alles Fleisch
16 Morte - Tod
Wie Blitzschlag und Donnerknall bist du gegangen - als hätte ein
niederträchtiger Mord dein Leben ausgelöscht – meinem Verstand war es
unmöglich, die Grönde für dein Verschwinden zu begreifen - doch du
siehst, ich habe es verkraftet und will mich nicht entmutigen lassen -
ich bin wie du: wenn man mich zum Schweigen bringen will, wird meine
Stimme selbst stumm noch die Verfolgung aufnehmen, das Jenseits leugnen
und anklagen hieße, nicht mehr an dich zu glauben. Solange ich lebe,
werde ich dich und deine Liebe in meiner Erinnerung lebendig erhalten -
Verluste erleben wir jeden Tag: die Zeit, die Jugend, geliebte
Menschen, doch dörfen wir nicht aufgeben oder stehen bleiben - wir
müssen jeden Augenblick genießen, bevor wir wieder zu Staub werden
17 Batelli - Boote
Boote mit schlaffen Segeln, abgetakelt in der leichten Brise des beginnenden Tages –
Boote in den stillen Höfen und Meeresbuchten, an den Molen, von Salz und Sonne gebleicht –
Boote mit den Schatten der Fischer, in klaren Wassern die Welt umsegelnd, in der Hoffnung auf Wiederkehr –
Boote auf der Reise – in Gefilde, von denen die offenen Augen träumen –
Boote im Rückenwind, die Menschen sind auf dem Weg, der neue Morgen erwacht
18 Beie à stancià dulori - Trinken, um die Schmerzen zu betäuben
Trinken, bis ich nicht mehr kann, im vollen Bewusstsein, wie gut du mir
tust – eiskalter Wodka des Ostens, wie Balsam für mein blutendes Herz –
mich voll laufen lassen und auf der Stelle umfallen – Trinkgelage
tr�sten mich und lindern meinen Schmerz – sie helfen mir zu vergessen,
auch die Grönde, warum ich trinke – ich denke nicht mehr an Rolle und
Schicksal
des Menschen in der Gesellschaft – Betrunkensein hilft mir,
Hassgefühle, Trauer und Verzweiflung zu ertränken… – und ich lache und
rede, singe und trinke, wo ich hätte weinen können, weinen, weil ich
dich verloren habe…
Deutsche übersetzung : Gerda-Marie Kühn
Sechs Musiker bilden die Gruppe ALBA.
Die Personalien von ALBA
Benjamin Dolignon: Polyphonie-Sänger, stammt aus der hohen Balagne, kennt umfassend das traditionelle Repertoire.
Die Terza von ALBA.Ceccè
Guironnet: arbeitet im Bereich Musik in Pigna und singt seit seiner
Kindheit, spielt die traditionellen Blasinstrumente; inspiriert von
dieser Kultur gibt er Klarinette und Bassklarinette einen besonderen
Klang.
Der Atem von ALBA.Cédric Savelli: Sänger und
Saiteninstrumentalist, frenetisch mit Plektrum und Bogen; reist, um
verschiedene Erfahrungen zu machen.
Die Saite von ALBA. Eric
Ferrari: Bassist und Kontrabassist; reich an Bühnenerfahrung in Europa
und jenseits des Atlantiks wandte er sich der Balagne zu und brachte
Swing und Erfahrung mit.
Das Fundament von ALBA.Jean-François Véga: Gitarrist, Sänger, hat die meisten der Lieder und Texte von Cilva geschrieben.
Die Worte von ALBA.Sébastien Lafarge: stammt aus einer Musikerfamilie, singt seit zehn Jahren bei Alba.
Die Stimme von ALBA.(Text übermittelt von Jean-François Vega)
Die Gruppe hat ihre Quellen und ihr Spektrum erweitert, neue
Instrumente treten in Erscheinung, um eine originelle Note hinein zu
bringen und den Unterschied zu dem ersten Album zu markieren. Das ganze
Album lässt eine spezialisierte musikalische Recherche und eine enorme
Vorbereitungsarbeit erkennen, einen Reifungsprozess, damit alles genau
platziert ist.
Die Musik von ALBA mischt sehr originell
polyphonen Gesang und Instrumente (Gitarre, Percussion, Bass, Cetera,
Violine, Akkordeon, Flöte, Klarinette, Bassklarinette). Beim Hören ist
das polyphone Erbe des "Riacquistu" präsent, aber durch andere
mediterrane Einflüsse erweitert. Das kann manchmal an Klezmer-Musik
erinnern, und sogar, flüchtig ... einige Anklänge an John Coltrane oder
Eric Dolphy zeigen!
März 2007 :
- Ein 3. Album von L’Alba ("Radiche suprane") in Vorbereitung
- Die Aufnahme eines Konzerts vom Sommer 2006 bald zum Herunterladen auf der Seite www.jadstudios.fr
Diese Aufnahme ist jetzt unter dem Titel "Cilva live" als CD (auf Korsika) verfügbar.
- Ein Film "Cilva" in Vorbereitung
- Eine Dokumentation von 52 Minuten : anderthalb Jahre mit der Gruppe geteiltes Leben.
Auszug:
L'ALBA
"vennari santu"
© Yannick Casanova
April 2007 :
- Eine Tournee in Quebec
Mai/Juni 2007 :
- Zwei Konzerte in Corbara. Bericht
hier.
März 2009 : Bald erscheint "Radiche suprane" !!
Photo :
Gerda-Marie Kühn
L’Alba war am 6. März in Pedigrisgiu für letzte Einstellungen vor dem Konzert am 11. in Furiani
Alle Photos von Gerda-Marie Kühn
hier.
Zum Herunterladen::
L'Alba in Deutschland und
L'Alba
in Rudolstadt
Site :
www.l-alba.com
L'Alba
sur MySpace
L'Alba
sur Radio Canada
L'Alba
en vid�o
Einige Bilder des Konzerts in Calvi am 12. April 2009 (Präsentation von
Radiche
Suprane) :
Foto :
Paul Parenti
Fotos
: Paul Parenti
L'Alba : Exklusiv-Interview !!
Das baldige Erscheinen von Radiche Suprane war der Anlass zu einem überblick über die Gruppe L’Alba.
Jean-François Vega :
Werdegang der Gruppe
Die Gruppe Alba wurde von drei Personen gegründet: Marie-Jo Allegrini,
Laurent Lafarge (der ältere Bruder Säbastiens, führende Stimme der
Gruppe) und mir.
Die Idee zu Alba kam uns nach den Gesang-Workshops von Giuventú in
mossa (Jugend in Bewegung), dem Verband der Jugend Calvis, der
verschiedene Aktivitäten anbot, wie die Organisation von traditionellen
abendlichen Treffen in der Markthalle, Reisen, Wanderungen und vielen
Dingen, die für die Jugend von Interesse sind.
Der Workshop wurde gehalten von Pierre Bertoni, der Präsident und
Gründer dieses Vereins war. Zu der Zeit war Pierre noch nicht der Prior
der Bruderschaft Saint Antoine Abbé, aber da er aus Calvi stammte und
innerhalb der Bruderschaft aufgewachsen war, hatte er umfangreiche
Kenntnisse des traditionellen Gesangs Calvis, der Balagne und Korsikas.
Ich für meinen Teil trat neben dem Gesang-Workshop in die Bruderschaft
ein - ich war 14 Jahre - und nahm also an den Proben teil, dann kamen
die Gesangskurse bei A Filetta im Carubbu in Lumio, die ich niemals
verpasste. Ich war auch Schüler des CEG in Calvi, wie auch Sébastien,
wir haben drei Jahre Abstand, und wuchsen zusammen auf mit seinem
Bruder Laurent. Beide sind aus einer Familie von Musikern, ihre Tante
mütterlicherseits Maryse Nicolaï ist auf den Bühnen der Insel bekannt,
die Eltern sind sehr gute Sänger. Die Brüder Lafarge sind durch eine
Tanzmusikgruppe gut geworden, sie mussten schnell lernen, ohne in
Stimmung zu sein, alles zu spielen, um die Leute zum Tanzen zu bringen.
Wir sind zusammen groß geworden und dank ihrer begann ich einige
Akkorde zu klimpern.
Laurent und Marie-Jo sind für mich immer noch Mitglieder der Gruppe,
sie haben immer im Blick, was wir tun und sind gute Ratgeber.
Marie-Jo, die seit ihrer Geburt an einer schweren Muskeldystrophie
leidet, ist für mich ein Beispiel für Kraft und Mut, ihr Kampf gegen
die Krankheit berührt mich tief. Die Musik hilft ihr sehr, sie kann
nicht ohne sie leben, das ist es, was uns verbindet. Ich denke
regelmäßig an sie, sie hat mein Leben bis heute beeinflusst, sie macht
mich kämpferisch. Sie war das Zentrum, das Herz von Alba und ist es für
mich immer noch, weil sie mir diese unendliche Leidenschaft für Musik
vermittelt hat.
Dann kamen die Jahre auf dem Gymnasium und die Bekanntschaft mit Ceccè
und Benjamin, die die Gruppe kannten, während Mary Jo und Laurent noch
dabei waren. Seit 1992 passte sich Alba, wie jede neu gegründete
Gruppe, den jeweiligen Gegebenheiten an, die Liste der verschiedenen
Mitglieder und Freunde der Gruppe wäre lang, und das ist hier nicht von
großem Interesse, weil es das Wichtigste in unserem Gespräch ist, eine
Synthese zwischen der Vergangenheit der Gruppe und den aktuellen
Mitgliedern zu machen.
Die Mitglieder der Gruppe
Das Dazukommen von Ceccè und Benjamin war eine große Bereicherung,
Ceccè brachte seine verschiedenen traditionellen Flöten mit (Pifana,
Pirula, Cialamella) und natürlich seine Stimme. Klarinette und
Bassklarinette kamen ein wenig später. Für die Aufnahme unserer CD "I
soli ciuttati" 1997/98 hatte er sich aus Schilfrohr Klarinetten in
verschiedenen Tonarten hergestellt, und nach einem kreativen Treffen
mit der Pariser Gruppe zeitgenüssischer Musik "Les enfants des autres",
die auch die Musiker des Sängers Nery waren, mit dem wir auch zusammen
gearbeitet haben, (zwei von ihnen waren Klarinettisten), war das der
Moment, denke ich, wo er anfangen wollte, diese Instrumente zu spielen.
Was Benjamin betrifft, so ist es echte Gesangsleidenschaft, er hat vor
allem seine Stimme und seine Kenntnis der Lieder aus der Haute Balagne
in die Gruppe eingebracht. Dann im Laufe der Zeit begann er Gitarre zu
spielen. Ich glaube, dass er sich partout begleiten wollte, weil ein
Sänger, der kein Instrument spielt, ein wenig einsam ist. Da hat er die
Löcke geschlossen, so kann er singen, wo er will, es genägt ihm, seine
Gitarre herauszuholen. Er ist ein Fan von kubanischer Musik und Buena
Vista Social Club.
Cédric kam im Jahr 1996 vor der Aufnahme von I soli ciuttati. Unser
Treffen war vor allem in musikalischer Hinsicht Liebe auf den ersten
Blick; ich war verblüfft, so viel Talent ohne Eitelkeit bei diesem
jungen Mann zu sehen. Wir trafen uns das erste Mal anlässlich eines
Abends in dem Saal von Giuventú in mossa, wo wir Jugendlichen
zusammenkamen, um Musik zu machen (ich war damals Vizepräsident des
Vereins), und seitdem haben wir uns nicht mehr getrennt. Cédric hat in
A Scola di Cantu bei Natale Luciani singen gelernt, er wuchs in Ajaccio
auf, aber sein Großvater stammte aus Calvi. In der Tat geschah es durch
seine Rückkehr zu seinem Ursprung, dass wir uns kennen lernten.
Cédric ist jemand der ständig umherreist; er kannte Eric in der Gruppe
Giramondu, wo er ihn eingeladen hat, mit uns bei unserer CD Cilva zu
spielen. Das war im Jahr 2002 / 2003. Das Folgende ist logisch, er ist
immer noch bei uns, sein Platz bei Alba ist fundamental, denn ohne
Kontrabass, können wir unsere Musik nicht spielen.
Éric, reich an musikalischer Vergangenheit, hat zuerst mit dem Jazzer
Lucien Ferreri gespielt, dann kam für 11 Jahre die Zeit von Muvrini, in
der er zwischendurch die Jazz-Schule von Los Angeles besuchte,
schließlich der vorübergehende Erfolg mit Giramondu. Éric hat das
Bewusstsein und die musikalische Bestündigkeit gebracht, die der Gruppe
fehlten.
L’Alba ist für mich der Sinn meines Lebens. Sie sind meine Freunde,
meine Brüder, meine Mitarbeiter, meine Weggeführten, die Familie, die
ich gewöhlt habe, und ich hoffe, wir werden noch lange zusammen Musik
machen.
Radiche suprane
Cilva
war ein "Konzept-Album", das eine imaginäre Stadt als Thema hatte. Mit
Radiche Suprane, konstruiert um das schöne Buch von Tomas Heuer, werdet
ihr in irgendeiner Weise wieder rückfällig. Zuerst einmal: Wie gewöhnt
man sich an ein neues Repertoire? War es nicht schwer, sich von dem
Cilvas zu lösen?
Erstens ist die Musik eine
langfristige Arbeit und ein permanentes in Frage stellen. Das
Repertoire von Radiche Suprane ist im Laufe der Zeit während unserer
winterlichen Proben in unserem Studio in Pedigrisgiu entstanden und
wird sich niemals vor der wichtigsten Stütze, die das Buch von Tomas
darstellt, lösen.
Sich von Cilva zu trennen war einfach, weil wir wirklich große Freude
daran hatten, etwas Neues anzubieten, das ausgereifter und vor allem
besser realisiert ist, auf kreativem, klanglichem und natürlich
visuellem Niveau, dank der Fotos von Tomas, die das Ensemble des
Plattencover bilden.
Wie
ist die Gruppe auf die Idee zu dieser Platte gekommen? Kennt ihr die
Autoren? Haben sie Kontakt mit euch aufgenommen? Wenn ja, wie
beurteilen sie die zu den Texten und Fotos kombinierte Musik?
Die Idee zu dieser Platte kam
vor einiger Zeit mit der Entdeckung des Buches, und nachdem wir Hilfe
bei der Phonographie erlangten, die das CTC (Communauté Territoriale de
Corse) gewöhrt, konnten wir diese CD aufnehmen.
Wir kannten Tomas und Santu, beide leben in Olmi Cappella, und Dumé
Colonna haben wir diesen Sommer kennen gelernt, weil sie aus der Alta
Rocca im Süden stammt.
Wohlgemerkt, die Kontakte waren da, und es war aus geografischer Sicht
leichter mit Santu und Tomas; Dumé Colonna war schwieriger zu treffen,
aber alle drei haben unsere Arbeit und unsere Musik geschützt. Wir
wollten die klangliche Weiterführung ihrer Kreationen sein.
Alle
aus dem Buch entnommenen Texte sind von Santu Massiani und Dumé
Colonna, aber einige sind Kompositionen der Gruppe. Wer hat die Texte
geschrieben?
Den Fotos, die uns gefielen und keine Texte hatten, haben wir unsere verpasst. Cédric schrieb U celu, Di l'alba, U Tracciapiste, U clonu und Sta mane. Ich für meinen Teil habe nur U carognu geschrieben.
Sta mane
war bewegend für alle, die es hörten. Und mehr noch, wenn man den
Liedtext versteht. Wart ihr durch ein existierendes Kyrie inspiriert
oder ist es eine vollständige Neuschöpfung?
Sta mane ist eine komplette Neuschöpfun, Text und Musik.
Wie funktioniert
das Komponieren der Stücke? Zuerst der Text, danach die Musik?
Schreibst du die musikalischen Themen; aber ich nehme an, jeder hat
dabei etwas zu sagen?
In der Regel, wenn einer von uns
etwas überzeugendes vor Augen hat, unterbreitet er es den anderen, und
nach und nach bauen sich die Sachen auf, jeder von uns trägt etwas zu
dem Lied bei, und gewiss nehmen wir es schließlich auf, um zu wissen,
was wir aufheben oder wegwerfen. Musik ist unendlich und die
Möglichkeiten sind zahllos.
Man
spört bei diesem Album eine große Meisterschaft, sowohl bei den
Kompositionen, als auch bei den Stimmen und Instrumenten. Wie erklärst
du diese Entwicklung? Welches sind eure musikalischen Einflüsse, eure
Quellen der Inspiration? Wer beschäftigt sich mit den Arrangements?
Die Entwicklung der Gruppe ist
normal, weil wir Tag für Tag besser werden wollen, und die CD Radiche
Suprane sollte schließlich noch darüber stehen. Das zu sagen bedeutet
nicht, proselytisch zu sein, man sollte sich bewusst sein, dass Musik
gewiss eine Leidenschaft ist, aber es mehr als ein Leben braucht, um
die Runde zu machen – falls es überhaupt möglich ist. Schließlich, für
mich gesprochen, ist der Weg lang und es gibt so viel zu lernen ...
Unsere Einflüsse sind näher als man denkt, weil wir alle die Aufnahmen
von Felix Quilici oft gehört haben, und wir werden von verschiedenen
Monodien inspiriert. Folglich ist unsere erste Inspirationsquelle der
traditionelle Gesang. Danach, dank unsres Instrumentariums, kolorieren
wir unsere Lieder, wobei wir unterschiedliche musikalische Wege gehen,
und die Arrangements werden von der ganzen Gruppe gemacht.
Kannst
du uns etwas über den Rhythmus sagen, der sehr wichtig bei dieser CD
ist. Nur ungerade Taktarten, woher kommt diese Auswahl?
Die Wahl der ungeraden
Rhythmen für unsere Lieder ist keineswegs der Wunsch nach musikalischer
Komplexität oder die Suche nach Originalität. Uns wurde bewusst, dass
einige korsische Polyphonien besser mit ungeraden Taktarten begleitet
werden: man muss wissen, dass sich diese Rhythmen im gesamten
Mittelmeerraum finden, von Mesopotamien bis zum Balkan. Es gab
gezwungenermaßen Spuren dieser verschiedenen Rhythmiken in Korsika,
aber wir haben sie verloren und heute beweist nichts, dass diese
Rhythmen auf der Insel existiert haben. Nun, mir gefällt der Traum,
dass sie existiert haben, und dass unsere Vorfahren dazu tanzten.
Nach Radiche Suprane könntet ihr in der Lage sein, viele verrückte Sachen zu machen.
In welche Richtung werdet ihr gehen? Welche Pläne hat L'’Alba? (übrigens, sagt man "L'Alba" oder "Alba"?)
Die Zukunft wird es uns zeigen, und man kann beides sagen: Alba oder L'’Alba.
Diese
ungeraden Rhythmen verleihen eurer Musik gerade diese Geschmeidigkeit,
diese Dynamik, derer sich diejenigen berauben, die nur das Binäre
kennen. Du hattest auch die Prozessionen in Calvi erwöhnt?
Während der Prozessionen mit der
Bruderschaft Saint Antoine Abb� in Calvi ist es vorgekommen, dass ich
meine Schritte gezählt habe, während wir sangen, und oft erreichte ich
bei einer gesungenen Zeile eine ungerade Zahl, das hat mich dazu
veranlasst, Lieder mit dieser Art von Rhythmus zu komponieren.
Um auf die Quellen der Inspiration
zurückzukommen, eigentlich sollte man den vokalen Teil, der
offensichtlich der korsischen Tradition folgt, von dem instrumentalen
Teil unterscheiden, der weitaus vielfültiger ist. Hört jeder von euch
eine andere Musik, gemüß seinem Instrument? Oder habt ihr gemeinsame
Vorbilder?
Ja, wir hören viel Musik aller Genres, von ethnischer Musik über
Pop-Rock, Jazz und andere; wir sind sehr neugierig und jeder möchte die
anderen entdecken lassen, was er gefunden hat und was er interessant
findet, zu Gehör zu bringen. Es gibt gemeinsame Vorlieben und
unterschiedlichen Geschmack. Mehrheitlich lieben wir die Beatles und
Radiohead, auch Taraf de Ha�douks, Titi Robin, Ravi Shankar, Jaco
Pastorius, Thelonious Monk und so weiter, die Liste ist lang, aber
letztere sind gemeinsame Vorbilder.
Ihr fangt an, in Deutschland bekannt
und gesch�tzt zu werden; ihr werdet in ein paar Tagen wieder dort sein.
Habt ihr andere Tourneen im Ausland geplant? Und auf dem Kontinent?
Können die Pariser auf euer nächstes Kommen hoffen?
Unsere nächste Reise nach Deutschland ist im Moment die einzige ins
Ausland geplante. Die nächsten Termine auf dem Kontinent sind im
Februar in Cannes, Mandelieu und Menton und noch nichts in Paris in
Aussicht.
Auf WDR 3 wurden 2009 Konzerte von L'Alba ausgestrahlt.
Konzerte von L'Alba auf dieser Seite !
L'Alba
Soli nutambulli avec Régis Gizavo
L'ALBA
"A MANE ARESU"
© Yannick Casanova
Radiche Suprane ist erschienen 2009!
Ich
erwartete diesen 7. September 2009 mit großer Vorfreude. Vor allem
wegen des Konzerts von Alba. Ein Konzert der "Kleinen", wie unser
Freund Paul sie liebevoll nennt, ist immer ein Ereignis. Und es war
auch die Gelegenheit endlich "
Radiche suprane" zu erwerben, lang erwartet und schwer in den Geschäften zu finden, selbst in der Balagne!
Mit
dieser CD hat Alba wirklich eine Schwelle überschritten. Die Schwelle
der Reife, ohne Zweifel, auch wenn die jugendliche Begeisterung immer
präsent ist. Man spört in diesem Album eine große Meisterschaft, sowohl
bei den Kompositionen als auch bei den Stimmen, den Instrumenten, den
Texten; alles ist exzellent.
Erinnern wir uns, dass diese CD durch das gleichnamige Buch "
Radiche Suprane" inspiriert wurde und besonders durch die Fotos von Tomas Heuer; drei der Titel sind zu Texten von Santu Massiani komponiert (
I Fanali,
O sangue und
U fiore sunni�), während die Texte von
Soli,
L'ombra d'oru und
Se t� von Dominique Colonna sind.
1. Soli
Für
dieses erste Lied, der Sonne gewidmet, erhielt Alba Verst�rkung durch
den exzellenten, madagassischen Akkordeonisten R�gis Gizavo und durch
Mokhtar Samba am Schlagzeug. Benjamin, den man gewöhnlich nicht unter
diesen Bedingungen hört, meistert mit Leichtigkeit den Gesang in diesem
Stück, das sehr verschieden zu den folgenden ist.
2. I Fanali
Ein schöner Text von Santu Massiani, der poetisch an Felsen und Sterne erinnert.
3. L'ombra d'oru
Ein
Bass/Gitarre-Intro für den Gesang Cecc�s und der anderen Mitglieder der
Gruppe. Ein Lied von unendlicher Süße. Man höre, wie Cecc� "dolci �
inzuccarati" ausspricht!
4. U celu
Exposition des Themas durch S�bastien, dann kommen all die anderen zu einem mehr rhythmischen Teil hinzu.
5. U clonu
Lange
Einleitung mit Bassgitarre für dieses Stück, dass das Klonen zum Thema
hat. Gitarren- und Bass-Klarinette verwickeln sich in diesem Lied zu
einer wundersch�nen Anordnung.
6. O sangue
Ein weiteres wunderbares Thema, kraftvoll vorgetragen, mit Jean-Franöois als führende Stimme.
7. S� tu
Ein
langsames, gestrichenes Bass-Intro, dann pr�sentiert S�bastien das
Thema, wird bald von anderen Stimmen eingeholt, und das Tempo dieses
schönen, komplexen Stückes beschleunigt sich.
8. U carognu
Violine, Klarinette und Bass dominieren dieses dem Ahorn gewidmete Thema.
9. Di l'alba
Zuerst die Gitarre und Sebasti�n, dann verst�rkt sich die Begleitung bei diesem schönen, melancholischen Stück.
10. Tracciapiste
Dieses
ernste Lied über das Schicksal ("lu ghjocu di u maestru"), dem Gitarren
und Bass einen Rhythmus verleihen, mit schönen Interventionen der
Klarinette, wird gesungen von S�bastian.
11. Narodna
Instrumentalstück, das stark an den Balkan erinnert. Violine und Harmonium bestimmen das Klima, erg�nzt durch die Klarinette.
12. U fiore sunni�
Die
Cialamella von Cecc� f�hrt in dieses Stück ein, das, wie es
scheint, selten bei Konzerten gespielt wird. Eine sehr
sorgf�ltige Orchestrierung.
13. Sta mane
Der Höhepunkt
dieser CD. Der von Cédric stammende Text beschreibt einen Gott, der zur
Erde hinab gestiegen ist, sich entschuldigt und am Ende „unter dem
Druck der verlorenen Zeit“ Selbstmord begeht.
14. Razlilas gesungen von Anna Pavlovskaya.
15. Ein nicht auf der CD-H�lle erwühnter Bonus: Aria, was nichts anderes ist, als A mane arresu.
NEU!
Die Liedtexte !
Soli
Oh lichterloh flammende Feuersbrunst
Knisterndes Laub aus purpurner Seide
Ausgestreckte schwarze Glieder
Den Fingern der Kühler gleich
Sonne. Sonne die strahlend aufgeht
Zwischen rot und schwarz
Lang ersehntes Licht
Im Dunkel des Blutes
Zweige von innen heraus leuchtend
Inbrunst eines stummen Gebetes
Das Leben hervorbringt
Und uns zurückl�sst
Müde und ersch�pft …
Nachtschwürmerische Sonne …
Welches Wunder!
I fanali
Dunkel, schwarz aufgeschichtet
Liegen sie da, die Felsen
Eine Sehnsucht erwacht
Und strebt hinauf, die Sterne zu umarmen
Hoch oben bei den „Grutelle“*
Erstrahlen die Leuchttürme
In einem Meer von Grün
(* u gruttellu“ (korsisch: kleine Grotte, Höhle)
ein feststehender Begriff für besondere Formen
der Höhlen auf Korsika)
L’ombra d’oru
Sogar der Schatten ist rot
Und zerfließt in flimmerndem Gold
Voller Anmut
Tanzendes L�cheln
Sterne, sprühend vor Leben, Kinderh�nde
Geheimnisvolle Andenken der Vorzeit
Als der Mensch noch schauen
Und vorausblicken konnte
Und es niemanden verwunderte
Um Mitternacht einen Himmel zu entdecken
Blau und gew�lbt
Oder einen Apfelbaum aus Feuer
Schwebend und sich drehend
Um Atem zu geben
Und Leben
Um Früchte reifen zu lassen
K�stlich und sü�
U celu
Und der Himmel erstarrt
Bei all der Gedankenlosigkeit
über Harmonien
Die ich kaum begreife
Angesichts einer Zukunft
Die mir keine Freude mehr bringt
Unter dem Himmel
Der Himmel verharrt und beobachtet
Wie der Schnee unter deinem Atem schmilzt
Wie das Licht sich verdunkelt
Bei dem sinnlosen Leid, das geschleudert wird
Zum Himmel
Dem Himmel bleibt nicht mehr viel Zeit
Das Dunkel und der Schnee wie z�hflüssiger Sirup
Lau und bitter
Ergüsse,
An denen Lug und Trug sich brechen
Ein kleines Geschenk
An den Himmel
Dem Himmel bleibt nur noch zu erlösen
Den betrogenen Liebenden von seiner Unrast
Durch einen sanften Tod
Für die ganze Zeit der falschen Leidenschaft
Geheuchelt
Um des Himmels willen
U clonu
Verlangen, sich zu doppeln
Und das andere Ich kommt hervor
Entstanden aus meinem Fleisch und Blut
Gewebt aus dem gleichen Stoff
Gemischt aus der gleichen Masse
Und es wachsen ihm Flügel
Hierhin und dorthin
Ein zweites Wesen, das agiert
Mit denselben Z�gen
Mein getreues Abbild
Klon, Mensch Nummer zwei
Er wird an dem anderen nagen
Genau sein Geschmack
Ein Gaumenschmaus:
Sein Original
Entfaltung der Sinne
Verh�ngnisvolle Gier
Sich verlieren im Vergnügen,
In den vollkommenen Momenten
Des menschlichen übermutes
Mit dem Verlangen nach Sinnesfreuden
Taucht ein zweites auf,
Ein köstlicheres noch
Sich erg�tzend an völliger Freiz�gigkeit
Welch seltsame und schöne Weisheit
Die der menschlichen Sinnlichkeit
Geliebtes Ritual
Pralle runde Formen
überaus zart
Mit dem Duft von Unsterblichkeit
Durchtrünkt und zitternd
Unter dem Deckmantel der Moral
Wird ihm sein Menschsein
Wahrhaftig zum Verh�ngnis
Das Animalische hat gesiegt
O sangue
Du bist es, der hervorquillt
Wie Wasser zerrinnt
Auf durchtr�nkter Erde
Himmlische Nahrung
Knospender Zweige
Manna.
Sich ergießen und versiegen
Auf dass Leben entsprießt
Oh Saft, du bist es
Du bist es, oh Blut
(Die Manna-Esche (Fraxinus ornus), auch Blumen-Esche oder
Schmuck-Esche, verdankt ihren Namen dem Manna genannten Saft,
der im Sommer aus angeritzten �sten und Zweigen austritt und
schnell erhörtet. Er enth�lt neben einigen anderen Inhaltsstoffen
einen sü� schmeckenden Alkohol)
S� t�
Du bist es
Plazenta
Der Spiegel
Das dunkle Abbild, das sich verbirgt
Das Unter-Irdische
Körper des Geistes
Und du
Lebendiger Baum
Mutter-Baum
Du nimmst sie auf in deinen Wurzeln
Für dich
Neugeborenes
Verlassen in der Welt der Lebenden
Körper in Salz
Für dich
Die Kraft des Kastanienbaums
Das Licht des Olivenbaums
Die Fruchtbarkeit des Erdbeerbaums
Die Süße des Feigenbaums
Der Baum schenkt dir
Seine Schönheit
Seine Stärke
Du bist es, Plazenta
die zurückkehrt wie eine Sonne …
(Zum wohl bekanntesten Ritual um die Plazenta gehört das
Vergraben und dann einen Baum an dieser Stelle zu pflanzen.
Auf Korsika begrub man die Plazenta des Neugeborenen am Fuß
eines Baumes, höufig des Feigenbaums, damit dieser die
Föhigkeiten erwerbe und so sein „Doppel“ das Kind nicht stäre.)
U carognu
Deine Adern strahlen in einem Meer aus Purpur
Wie heißes Blut im Fluss des Lebens
Geschört durch deinen schöpferischen Atem, du bist Erneuerung
Du bist kosmisches Geflecht, du durchdringst den Glauben
Durch die vollkommene Ausgewogenheit deines fruchtbaren
Wesens,
Du bist immerwährendes Leuchten, dreidimensionales Band
Deine Wurzeln graben sich in die Tiefen der Erde,
Dein Stamm beschützt die Fassaden der Welt,
Mit deinen Zweigen streifst du sehnsüchtig den Himmel
Di l’alba
Mit der Morgendämmerung
Spüre ich den Stich der Verlassenheit
Das jungfröuliche Licht schwebt
über den Gipfeln, wo der Tag sich enthällt
Mit der Morgend�mmerung
Erahne ich die Knospen der Liebe
Anderen D�ften entsprossen
Gierig getrunken in dunklen Versen
Schon
Sehe ich diese Tempel verschwinden
Die Zeit der wunderschönsten Augenblicke
Und meine Augen fließen über
Mit der Morgend�mmerung
Ist der Zauber dahin
Ohne jeglichen Laut
Wie Verputz auf den Herzen
Als Kostbarkeit verloren
U traccia piste
Lange vor euch ziehe ich die Spuren
Befrage die Sterne und versichere euch
Ja, es gibt sie wohl, die Liebe, doch sie wird zum Hass
Hass, aufgewöhlt zu werden und abh�ngig, wenn sie zu Ende ist,
Töcke des Lebens, tödliche Essenz
Flirten mit der Unvers�hnlichkeit
Ich bin es, der den Weg vorzeichnet
Vor euch, ihr Unheilspropheten
An den St�tten des überdrusses
Ich entdecke die Perspektiven des Schreckens
Vermischt mit unseren Spuren
Und ich liste alles auf
Vor euch bahne ich die Spuren
Ich schmecke Tod, in S�ften vergiftet vom Schicksal
Und all den Tr�nen, die die unseren sind
Das seltsame Volk der Menschen
Den Beutel gefüllt mit h�sslichen D�monen
Verkauft mich in einem abstoßenden Sirup, Alptr�ume mitgeliefert
Vor euch lösche ich die Spuren
Wie schön ist doch das Spiel des Meisters
Seitdem es Gott gibt
Den Spurenzieher
Und seht ihr nicht, dass wir den Weg einschlagen
Der euch schnell auf die Stufe eines Hundes stellt
Ach, welch schöner bequemer Weg
Ich sehe zu, die H�nde in den Taschen
Und erkenne dich, Göttin der Abh�ngigkeit
Ich berühre dich und erkenne sie, die Macht
U fiure sunni�
Und so tr�umte die Knospe
Von höchster Vollendung
Verführt durch die Süße
Zahlloser D�fte
Pulsschlag und Geburt
Du, oh Esche
Verwurzelte, die du bist
Du irrst nun ruhelos umher
Die Welt zu durchqueren
Die harte Rinde zu durchstoßen
Das glühende Mark zu durchdringen
Verz�cktes Löcheln in Ekstase
Und du quillst hervor, glutroter Wurm
Sta mane
Heute Morgen ist ein Gott herabgestiegen
Um der irdischen Welt sein Beileid zu bekunden
Er bat um Verzeihung und er weinte
Und zeigte so einmal den Menschen, dass er sie schützte
Er beobachtete sie und hörte ihnen zu
So fremd und andersartig sie auch für ihn waren
Ein Gott hat sich auf der Erde niedergelassen
Und musste mit ansehen, wie sie ausblutet
Und als Gott, konfrontiert mit der menschlichen Wesensart
Hat er sofort begriffen
Dass das Skelett dieser Welt zerrüttet ist
Und dazu verdammt
Bis ins Innerste zu zerbrechen
Unter der Last der seit langem verlorenen Zeit
Und um seine Worte nicht zu verschwenden
Hat sich ein Gott verleugnet wie ein Mensch
Der Gefangener einer Welt ist
Die im Sterben liegt
Heute Morgen hat sich ein Gott getötet
Und niemanden, niemanden hat es berührt
Was
beim Hören dieser CD erstaunt, ist die extreme Sorgfalt, die bei den
musikalischen Arrangements aufgewandt wird, immer passend und subtil:
ein Ton der Klarinette, ein Bogenstrich, Arpeggien der Cetera usw., und
immer sichert der einsetzende Bass ein nicht nachlassendes Tempo. Was
Alba charakterisiert, ist ihr so persönlicher Klang, eine sehr
originelle Instrumentierung (Klarinette, Bassklarinette, Violine,
Cetera, Oud, Harmonium, Gitarre) kombiniert mit den Stimmen: meist
S�bastien, aber auch Jean-Fran�ois, Benjamin, C�dric und sogar Cecc�.
All das auf höchst persönliche, meist ungerade Rhythmen, sehr subtil
und schwungvoll zugleich.
Die Mitglieder der Gruppe sind
gleichermaßen hervorragende S�nger und einzigartige Instrumentalisten,
was nicht so h�ufig vorkommt. Zitieren wir Eric Ferrari, dessen Bass
ein solides und einfallsreiches Fundament bildet, so vollbringt Cedric
Wunder an der Violine, Jean-Fran�ois und Benjamin an der Gitarre und an
der Cetera, ohne Ceccès Klarinetten zu vergessen und S�bastiens
Harmonium.
Diese CD ist wirklich auf sehr hohem Niveau und tr�gt
eine Menge Potenzial in sich. Man denkt bereits dar�ber nach, wie die
folgende sein könnte und beginnt von Polyphonien wie Sta Mane zu
tr�umen, von Themen aus dem Maghreb, Andalusien oder dem Balkan
inspiriert, von verr�ckten Improvisationen auf der Violine oder der
Bassklarinette …
Auf jeden Fall verlösst Radiche Suprane seit 3 Wochen weder meinen CD-Player noch meinen iPod ...
Source
: Corse Matin du 15/10/2009
L'Alba auf WDR3 !
Musikkulturen im Raumklang : L’Alba
Alte korsische Paghjellas und europ�ischer New Folk
L'Alba im TV "
Vivement ce soir" !
http://www.vivementcesoir.fr/index_vcs.php?id_artiste=17
Ein weiterer eindrucksvoller
Artikel �ber die Gruppe (in deutsch).
NEU!
ALBA präsentiert am 1. April «
Radiche Suprane» im Assunta Pub in Bastia.
Cédric Savelli, Geiger und einer der Sprecher der Gruppe sagt: "Tomas
Heuer hat viele Bäume, vor allem in Giussani, mit einer ursprünglichen
Technik fotografiert, die darin besteht, die Blende seines Apparats
stundenlang offen zu lassen. Er ist ihm gelungen, unerwartete,
�berwöltigende Dinge zu erfassen. Ein erstaunliches Ergebnis und
nat�rlich ohne spezielle Effekte. Seine Vision einer fotografischen
Kunst hat uns besonders berührt. " Und definiert so die „himmlischen
Wurzeln“ (Radiche Suprane) dieses Albums.
Mit diesem dritten Album ist ein neuer Höhepunkt erreicht. Eine noch
feinere Instrumentierung, lyrische und wunderbare erhebende Texte,
einige von Dominique Colonna und Santu Massiani geschrieben, Stimmen,
die uns anderswohin tragen, während wir in das Herz der Balagne
eintauchen. Benjamin Dolignon (Terza), Cécce Guironnet (Klarinette),
Cédric Savelli (Gitarre, Geige und verschiedene Saiteninstrumente),
Eric Ferrari (Bass), Jean-François Vega (Gitarre, Gesang) und Sébastien
Lafarge (Hauptstimme) gestalten die Tradition, wie diese sie gestaltet.
Sie sagen gern, dass ihre Tradition nicht erstarrt ist, sondern im
Gegenteil lebendig, in Entwicklung, in Bewegung. Die Klänge, aus
Quellen mediterraner Einfl�sse geschöpft, �berraschen und sprechen an.
Akustisch ist ihre Musik ohne �berladung, mit aller Finesse gewachsen.
Sie ist völlig untypisch im musikalischen Universum der Insel. Hinter
den Akkorden, hinter den Harmonien, sp�rt man die Entwicklung der
Gruppe. Jede Note ist abgew�gt, berechnet, erarbeitet. Der Insider hört
diese Arbeit und wördigt sie, der Laie lässt sich einfach von der
Alchemie der Klänge tragen.
Die Konzertdaten findet man auf der
Seite Agenda